Wissen

Wissen: Buchrezension

Komplexität mit Fragen durchbrechen

Viele Organisationen und Unternehmen bewegten sich in einer Welt, welche zu komplex sei, um dieser mit einer klassischen Beratung gerecht zu werden, so die These der Autoren um das «Osb-international»-Beratungsteam. Mit dem «dritten Modus» beschreiben sie einen weiterentwickelten systemischen Beratungsansatz. Darin werden die Grenzen zwischen Fach- und Prozessberatung wie auch konzeptionelle Trennungen thematisiert. Sie verstehen die Organisation als «sinnverarbeitendes» System und verfolgen das Ziel, die drei luhmannschen Sinndimensionen Aufgaben, Zeithorizonte und soziale Beziehungen zu vereinen und gleichzeitig mit bewussten Fragestellungen gesondert zu beleuchten. Die Beratenden beschreiben Theorie und Praxis und zeigen in Themenbereichen wie Strategie, Change, Internationalisierung, Leadership und Leadership Development, Human Resources wie auch Familienunternehmen verschiedene Vorgehensweisen. Durch den guten Einblick in die Beratungspraxis mit Übersicht über Projektablauf, Fragestellungen aber auch der selbstkritischen Selbstreflexion wird die Anwendung des Ansatzes greifbar und auf die eigene Beratung adaptierbar. Speziell bei Themen wie die Verzahnung von Personal- und Organisationsentwicklung, Führungskräfteentwicklung und Personalarbeit weisen sie auf sehr wichtige, wunde Punkte hin. Der «dritte Modus» ist keine Revolution in der Beratung und auch kein einfacher Ratgeber mit Tipps – es ist jedoch ein sehr gutes Buch für Beratende, um die eigene Vorgehensweise um eine wichtige Perspektive zu erweitern, mit guten Leitfragen zu ergänzen, sich noch stärker zu reflektieren sowie Komplexität zu akzeptieren und thematisieren. Durch die bestens beschriebenen Fälle ist es auch ein Fundus an guten Ideen zur Inspiration.

Rudolf Wimmer, Katrin Glatzel, Tania Lieckweg (Hrsg.)
Beratung im Dritten Modus
Die Kunst, Komplexität zu nutzen

Carl Auer Verlag
1. Auflage 2014
436 Seiten

www.carl-auer.de